Nordrhein-westfälische Jobcenter: Mit vereinten Kräften Langzeitarbeitslose und ihre Familien unterstützen

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, die Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit und die Geschäftsführungen der 53 Jobcenter haben die Schwerpunkte ihrer Arbeit im kommenden Jahr vereinbart. Anlass war die jährliche Tagung der Geschäftsführungen der Jobcenter in Nordrhein-Westfalen.
 
Ein besonderes Augenmerk gilt Bevölkerungsgruppen, die die Pandemie besonders hart getroffen hat. Dazu zählen Jugendliche und junge Erwachsene, Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung sowie Frauen und Männer mit Migrationshintergrund. Ein weiteres Ziel ist, gleiche Chancen für Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen, insbesondere, da Corona noch einmal verstärkt gezeigt hat, dass die Integrationschancen von Frauen niedriger sind als von Männern. Dem kraftvoll entgegenzuwirken und Langzeitarbeitslose und ihre Familien gut zu unterstützen, haben sich alle Jobcenter in Nordrhein-Westfalen zum Ziel gesetzt. Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, sind überzeugt, dass der spürbar wieder anziehende Bedarf an Arbeits- und Fachkräften in der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen die Chancen von Menschen, die lange ohne Beschäftigung waren, deutlich erhöht.
 
Arbeitsminister Laumann: „Bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit waren wir in Nordrhein-Westfalen bis zur Corona-Pandemie auf einem sehr guten Weg. An die Erfolge vor der Pandemie müssen wir nun zügig wieder anknüpfen. Ich möchte, dass die Menschen schnell wieder in Arbeit kommen. Dabei bauen wir auch auf die engagierte Arbeit unserer Jobcenter. Es ist gut, dass wir in Nordrhein-Westfalen Hand in Hand mit der Bundesagentur für Arbeit vorgehen und einen Rahmen schaffen, in dem unsere Jobcenter ihre Kräfte bündeln und ihre Hilfe zielgenau einsetzen können. Jeder Schritt, der Menschen aus der Langzeitarbeitslosigkeit in Arbeit bringt, ist ein guter Schritt für Nordrhein-Westfalen.“
 
Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit: „Wir haben in Nordrhein-Westfalen schon früh auf den intensiven Austausch aller 53 Jobcenter untereinander gesetzt. Corona traf deshalb auf handlungsfähige und gut vorbereitete Jobcenter bei uns in Nordrhein-Westfalen. Die Jobcenter haben schnell Alternativen gefunden, um trotz der Einschränkungen durch die Pandemie jederzeit für Kundinnen und Kunden da sein zu können. Auch haben sich viele innovative Ansätze, die in den letzten zwei Jahren einer unerwarteten Härteprüfung ausgesetzt waren, gut bewährt. So zum Beispiel die Förderung von Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen am ersten Arbeitsmarkt durch das Teilhabechancengesetz. Hier konnte trotz der Auswirkungen der Pandemie nicht nur die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse gehalten, sondern sogar viele neu dazugewonnen werden. Viele Menschen, die schon längere Zeit arbeitslos waren, haben dadurch in einer schwierigen Zeit neue Chancen und Perspektiven erhalten. An diese guten Erfahrungen wollen wir jetzt in Nordrhein-Westfalen mit unserem gemeinsamen Engagement gegen Langzeitarbeitslosigkeit im kommenden Jahr konsequent und erfolgreich anknüpfen.“
 
Neue Wege gehen, Digitalisierung nutzen
Vereinbart wurde, verstärkt auf innovative Strategien zur Unterstützung von Kundinnen und Kunden zu setzen, die sich während der vergangenen zwei Jahre besonders bewährt haben. Dabei geht es zum Beispiel um neue regionale und niedrigschwellige Beratungsangebote, oder den verstärkten ganzheitlichen Blick auf die familiäre oder gesundheitliche Situation. Durch die Digitalisierung der Jobcenter wird Kundinnen und Kunden ein noch engerer Austausch mit dem Jobcenter ermöglicht und damit ihre Arbeitsmarktintegration noch stärker gefördert. Dies geschieht etwa durch Videoberatung, die Integration der Dienstleistungen in Bürgerportale oder die Einrichtung von Online-Stellenbörsen.
 
Berufsabschlüsse und erfolgreiche Erwerbsbiografien ermöglichen
Eine wichtige Rolle in der Schwerpunktsetzung 2022 spielt die Prävention. Intensive Betreuung und zum Beispiel die konsequente Förderung von Qualifizierung verhindern, dass sich individuelle Arbeitslosigkeit verfestigt. Einen besonderen Schwerpunkt setzen die Jobcenter 2022 dabei auf Menschen, die die Pandemie mit unerwarteter Härte getroffen hat. So benötigen Jugendliche und junge Erwachsene oftmals Hilfestellung durch ganzheitliche Konzepte und flexible individuelle Angebote, damit sie das Ziel einer Berufsausbildung erreichen, die der Schlüssel für eine erfolgreiche Erwerbsbiografie ist. Besondere Unterstützung benötigen auch Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder mit Behinderungen. Das Teilhabestärkungsgesetz öffnet auch hier neue Wege für die Jobcenter. Die Folgen der Pandemie spüren Migrantinnen und Migranten besonders. Ihre Integration in Arbeit, Qualifizierung und nachhaltige Beschäftigung erfordert besondere Aufmerksamkeit seitens der nordrhein-westfälischen Jobcenter.
 
Langzeitarbeitslosigkeit während Corona-Pandemie gestiegen
In den Jahren vor der Covid-19-Pandemie konnten auch Menschen, die schon länger arbeitslos waren, von der guten wirtschaftlichen Entwicklung profitieren. Die Pandemie führte weltweit zu einem starken Wirtschaftseinbruch. Als Folge waren viele Menschen neu auf Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende angewiesen. Im selben Zeitraum verschlechterten sich die Chancen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die schon arbeitslos waren, zurück in Arbeit zu finden.
 
Im September waren 330.398 Personen in Nordrhein-Westfalen länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum September 2019, also zum Vergleichsmonat vor der Ausbreitung der Covid-19-Pandemie, ist die Zahl langzeitarbeitsloser Menschen in Nordrhein-Westfalen um 88.227 Personen oder 36,4 Prozent gestiegen. Auch der Anteil langzeitarbeitsloser Menschen an allen Arbeitslosen ist im Zuge der Pandemie gestiegen. So waren im August 2019 von allen arbeitslos gemeldeten Menschen 38,1 Prozent länger als ein Jahr arbeitslos. Im September 2021 betrug der Anteil langzeitarbeitsloser Personen an allen Arbeitslosen 47,9 Prozent.

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